Dienstag, 27. August 2013

3096 Tage - Natascha Kampusch

In diesem Buch erzählt Natascha Kampusch von ihrem Leben im Verlies, sie fasst achteinhalb Jahre auf 284 Seiten zusammen und berichtet von ihrer Sicht auf den Täter.

Wohl jeder weiß, wer sie ist und ihr Fall hat die Medien lange auf Trab gehalten, aber wer dieses Buch liest, um Spektakuläres zu erfahren, wird enttäuscht, denn aus Selbstschutz ist Natascha nicht auf das eingegangen, was natürlicherweise alle am meisten interessiert: Hat der der Täter sie auch sexuell missbraucht?

Den Sensationshunger der Öffentlichkeit wird dieser Roman kaum stillen können und auch literarisch ist es alles andere als ein Meisterwerk, denn Frau Kampusch ist keine Schriftstellerin und wenn es nach mir geht, kann sie es bei diesem ersten Versuch belassen.
Sie hat kein Talent dafür, den Leser bei der Stange zu halten und ihre Geschichte erzählt sie unstrukturiert: In einem Kapitel ist sie 12, im nächsten 15 und dann springt sie in das Alter von 11 zurück. Das hat mich am meisten gestört und schnell habe ich dann auch die Konzentration verloren, da zu den Zeitsprüngen auch noch Wiederholungen kamen, die bei mir den Eindruck weckten, als wollte die Autorin den Roman in die Länge ziehen, ohne zu sehr in die Tiefe gehen zu müssen.


Außerdem übernimmt sie es für den Leser, das Erlebte zu analysieren, vielleicht, um weiteren Spekulationen vorzubeugen, aber ich mag es gar nicht, wenn man mir vorschreibt, wie etwas zu interpretieren ist.

Das Ende des Buches macht dann den Eindruck, als wollte sie nur dafür sorgen, dass man aufhört, ihr vorzuwerfen, sie habe das Stockholm-Syndrom, die Botschaft, die sie schreit ist: "Ich habe keine Krankheit!"

Ebenfalls etwas verwirrend fand ich, dass sie am Ende davon spricht, endlich frei sein und ein Leben ohne Medienrummel führen zu wollen. Da stellt sich mir dann aber die Frage, warum sie genau zu dem Zeitpunkt einen Roman veröffentlicht als der Fall endgültig zu den Akten gelegt wurde und sie nur etwas länger hätte abwarten müssen, bis die Öffentlichkeit das Interesse an ihr verloren hätte.
Stattdessen belebt sie das öffentliche Interesse erneut ganz bewusst.

Schlussendlich hat sie mit diesem Buch bei mir nur eines bewirkt: Ich habe den größten Teil meiner Sympathie für sie verloren, denn seine Veröffentlichung spricht gegen seine Kernaussage.

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