Montag, 26. Januar 2015

[Rezension] Still - Thomas Raab


Verlag: Droemer HC
Preis: 19,99 €
Seitenanzahl: 368
Sprache: Deutsch

Inhalt

Karl Heidemann ist anders und das schon von Geburt an. Er liebt die Stille und verbringt seine Kindheit in Isolation, die er sich selbst wünscht.
In früher Kindheit schon verliert er seine Mutter und erkennt die Schönheit des Todes. Den Frieden, den er den Menschen schenkt. Und Karl möchte so vielen Menschen wie möglich dieses Geschenk machen.

Meine Meinung

'Still' war mein erstes Buch von Thomas Raab, der einen eher ungewöhnlichen Schreibstil hat. Die Eingewöhnung hat bei mir aber nicht lange gedauert und ich war mehr und mehr fasziniert von dieser Welt, die Thomas Raab da geschaffen hat.

Karl ist ein schwieriger Charakter, seine Gedanken haben mich oft abgestoßen, aber er ist auch niemand, den ich hassen würde, wenn ich ihn treffen würde. Seine Persönlichkeit hat einige weitreichende Veränderungen durchgemacht, was einleuchtet, wenn man bedenkt, dass wir ihn sein ganzes Leben lang begleiten von der Kindheit an. Die Richtung, in die sich Karls Charakter entwickelt hat, fand ich auch immer nachvollziehbar, ohne dass lange Erklärungen nötig wären.

Die Vorstellung vom 'Bösen in uns' ist ja ein immer wiederkehrendes Thema in den Medien und ich fand es spannend, was herauskommt, wenn ein Autor versucht, in die Haut eines Mörders zu schlüpfen. Herausgekommen ist eine Person, von der man sich leicht distanzieren kann, was die Geschichte leichter verdaulich, aber auch ein bisschen weniger befriedigend für mich.

Beim Lesen habe ich mir die Frage gestellt, warum Karl ohne schlechtes Gewissen töten kann und mir selber ein Mord als moralisch völlig undenkbar erscheint. Woher wissen wir, dass man anderen nichts tun darf? Haben unsere Eltern uns irgendwann erklärt, was Töten ist und warum man es nicht tut? Ganz sicher nicht.
Religionsunterricht? Du sollst nicht töten?
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich gelernt habe, dass Morden verboten ist.

Und wenn wir es nicht lernen, sondern einfach wissen, dann ist dieses Buch noch faszinierender, denn Karl weiß es nicht.

Ich habe das Lesen jedenfalls sehr genossen, oft konnte ich nicht mehr aufhören, denn der Schreibstil von Thomas Raab hält einen wie in einem Sog fest.

Ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen, besonders jetzt, wo es dunkel und kalt draußen ist. Am besten liest man es, wenn es noch ein bisschen neblig ist, das passt dann wunderbar zum Cover.


Rating:









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